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Ankern im NLP: Definition, Anwendung & Schritt-für-Schritt-Anleitung

Kurzdefinition

Eine Technik, bei der ein äußerer Reiz (zum Beispiel eine Berührung, ein Bild oder ein Geräusch) mit einem bestimmten emotionalen Zustand verknüpft wird. So kann der gewünschte Zustand später durch den gleichen Reiz wieder ausgelöst werden.

Definition und Bedeutung:

Ankern ist eine wichtige Technik im NLP, die darauf abzielt, bestimmte emotionale Zustände oder Reaktionen gezielt und wiederholt hervorzurufen. Ein Anker ist eine gezielte Reiz-Reaktionskopplung (Assoziation), bei der ein äußerer Reiz – beispielsweise eine Berührung, ein Ton oder ein bestimmtes Bild – mit einem spezifischen emotionalen Zustand verknüpft wird. Einmal erfolgreich verankert, kann dieser Reiz den gewünschten Zustand (wie Gelassenheit, Selbstvertrauen oder Motivation) jederzeit abrufbar machen.

Wie funktioniert das Ankern?

Die Technik des Ankers basiert auf dem Prinzip der Konditionierung, das ursprünglich aus der Psychologie stammt und insbesondere durch die Arbeit von Iwan Pawlow bekannt wurde. Pawlow führte Experimente zum Speichelfluss von Hunden durch und läutete kurz vor der Fütterung eine Glocke.

Ähnlich wie beim klassischen Konditionieren wird ein Reiz so lange mit einem bestimmten Zustand verknüpft, bis dieser Reiz den Zustand zuverlässig auslöst. Die Theorie besagt, dass unser Gehirn Verknüpfungen zwischen Sinneseindrücken und emotionalen Zuständen bildet – bewusst oder unbewusst.

Beispiele für natürliche Anker, die wir alle kennen, sind das Hören eines bestimmten Liedes, das uns sofort an eine schöne Erinnerung zurückversetzt, oder der Duft eines Parfums, der eine bestimmte Person in Erinnerung ruft.

Beispiele für Anker im Alltag

  1. Ein bestimmtes Lied, das Dich sofort in eine positive Stimmung versetzt, weil Du es oft in glücklichen Momenten gehört hast.
  2. Der Geruch von frisch gebackenem Brot, der ein Gefühl von Geborgenheit auslöst.
  3. Eine Handgeste, die Du Dir in stressigen Momenten angewöhnst, um Dich zu beruhigen.
  4. Ein besonderes Kleidungsstück oder Accessoire, das Dich selbstbewusster macht, weil Du damit positive Erlebnisse verbindest.

Anwendungsbereiche von Ankern im NLP

Anker können in vielen Lebensbereichen hilfreich sein und lassen sich gezielt einsetzen, um die eigene Gefühlslage zu beeinflussen:

  1. Selbstvertrauen stärken: Ein Anker kann Dir helfen, Dich in schwierigen Situationen an Momente von Selbstvertrauen und Stärke zu erinnern und diese Gefühle gezielt abzurufen.
  2. Stress und Ängste reduzieren: Wenn Du in stressigen Momenten eine beruhigende Bewegung oder einen bestimmten Reiz ankerst, kannst Du Dir bei erneutem Stress bewusst diese Entspannung zurückholen.
  3. Motivation fördern: Anker können Dich motivieren, eine Aufgabe anzugehen oder etwas Neues zu beginnen. Viele Menschen nutzen Musik oder bestimmte Gesten, um sich zu motivieren.
  4. Positive Zustände in Präsentationen oder Prüfungen: Durch Anker kann man Zustände wie Gelassenheit oder Selbstsicherheit auch in Prüfungssituationen abrufen.

Die Schritte zum Setzen eines Ankers

Hier ist eine einfache Anleitung, wie Du einen Anker setzen kannst:

  1. Wähle den gewünschten Zustand: Überlege Dir, welchen Zustand Du verankern möchtest – beispielsweise Gelassenheit oder Zuversicht.
  2. Erlebe den Zustand intensiv: Erinnere Dich an eine Situation, in der Du Dich so gefühlt hast, und tauche in die Erinnerung ein. Lass das Gefühl so intensiv wie möglich aufleben, indem Du alle Details und Sinneseindrücke wahrnimmst (Was hast Du gesehen, gehört, gespürt?).
  3. Setze den Anker, wenn das Gefühl am stärksten ist: Wähle einen spezifischen, einzigartigen Reiz, um das Gefühl zu verankern, z. B. das Drücken einer bestimmten Fingerkombination, eine Berührung am Handgelenk oder eine bestimmte Wortphrase. Wichtig ist, dass der Reiz gezielt und eindeutig ist.
  4. Verstärke den Anker durch Wiederholung: Je öfter du den Zustand mit dem gewählten Reiz kombinierst, desto stärker wird der Anker. Wiederhole das Ankern mehrmals.
  5. Setze einen Separator: Unterbreche Deinen Zustand und führe so einen gezielten Stimmungswechsel herbei.
  6. Test des Ankers: Teste dann, ob der Anker den Zustand auslöst, wenn Du ihn anwendest.

Tipps für ein effektives Ankern

Hier hilft im deutschen das Merkwort “TIGER”, wobei jeder Buchstabe für eine Eigenschaft des Ankers steht:

  1. Timing: Setze den Anker genau dann, wenn der Zustand am intensivsten ist. So stellst Du sicher, dass Du wirklich die volle Kraft des Gefühls mit dem Anker verknüpfst.
  2. Intensität: Damit ein Anker funktioniert, braucht es entweder eine hohe Intensität oder eine große Anzahl an Wiederholungen. Je emotionaler eine Erfahrung ist, umso leichter lässt sie sich ankern. Setze also Deinen Anker möglichst auf oder kurz vor dem emotionalen Höchstpunkt des Zustandes.
  3. Genauigkeit der Wiederholung: Der gewählte Reiz, der als Anker fungiert, sollte klar definiert und eindeutig sein. Dies könnte eine spezifische Berührung, eine bestimmte Geste oder ein Satz sein. Wähle einen Reiz, der sich deutlich von anderen unterscheidet, um Verwechslungen zu vermeiden und den Anker auch genauso wieder abrufen zu können.
  4. Einzigartigkeit des Zustandes: Wähle einen Reiz, den du nicht zufällig im Alltag verwenden würdest. So stellst du sicher, dass der Anker spezifisch bleibt und nicht unbeabsichtigt ausgelöst wird.
  5. Reinheit des Zustandes: Wenn man einen guten Zustand hervorrufen möchte, indem man jemanden bittet, an ein vergangenes Ereignis zu denken, dann kann es sein, dass zwar das schöne Gefühl von damals wieder hochkommt, aber möglicherweise auch so etwas wie: „Schade, dass es vorbei ist. Es wird nie wieder so schön sein.“ Dann wäre der Zustand nicht rein und die Frage ist, ob man nicht eine andere Situation nimmt, die den gewünschten Zustand reiner abbildet.

Weitere Ankertechniken:

Es gibt eine Vielzahl an Formaten, in denen die Ankertechnik verwendet wird. Hier seien nur einige wenige Besonderheiten erwähnt:

Stapelanker (Stacking Anchors)

Beim Ankerstapeln werden mehrere Anker übereinander „gestapelt“, um einen besonders intensiven Zustand zu erzeugen. Zum Beispiel kann man verschiedene Erinnerungen an positive Erlebnisse wie Freude, Erfolg und Motivation nacheinander an derselben Stelle im Körper verankern. Dieser „Stapel“ an Ankern kann später abgerufen werden, um eine kraftvolle und motivierende Energie zu aktivieren.

Kettenanker (Chaining Anchors)

Die Technik des Kettenankerns wird verwendet, wenn man einen weniger angenehmen Zustand schrittweise in einen positiven Zustand überführen möchte. Hierbei wird eine Serie von Ankern gesetzt, die von einem negativen Zustand (z. B. Unsicherheit) über neutrale Zustände zu einem positiven Zustand (z. B. Selbstsicherheit) führt. Indem man die Anker in einer bestimmten Reihenfolge aktiviert, lässt sich der gewünschte Endzustand schrittweise erreichen. Diese Technik wird heute allerdings kaum noch verwendet.

Anker verschmelzen (Collapse Anchors)

Beim Anker verschmelzen werden zwei gegensätzliche emotionale Zustände mithilfe von Ankern miteinander kombiniert werden. Ziel ist es, eine negative Emotion oder einen ungewünschten Zustand (z. B. Angst oder Unsicherheit) durch einen positiven, stärkenden Zustand (z. B. Ruhe oder Selbstvertrauen) zu neutralisieren oder zu transformieren

Ankern ist eine vielseitige und leicht anwendbare Technik im NLP, die es ermöglicht, Emotionen und mentale Zustände gezielt abzurufen. Durch bewusst gesetzte Anker kannst Du in entscheidenden Momenten auf positive Gefühle und innere Ressourcen zurückgreifen und dein Leben dadurch in vielen Situationen selbstbewusster und entspannter gestalten.

Portrait von Stephan Landsiedel.

Stephan Landsiedel ist Diplom Psychologe und NLP Ausbilder.

Stephan Landsiedel
Autor